Montag, 26. Oktober 2015

III. Asymmetrische Repression

III. Asymmetrische Repression   PDF
Luis Liendo Espinoza


"Asymmetrische Repression oder asymmetrische Verfolgung kann die offene und strukturelle Gewalt genannt werden, mit der Roma in Europa konfrontiert sind. Im Gegensatz zur klassischen Verfolgung unter einem autoritären oder faschistischem Regime zeichnet sich Verfolgung im postnazistischem Europa des 21. Jahrhunderts durch eine verstörende Gleichzeitigkeit von ebenso prominenten wie folgenlosen Initiativen und Maßnahmen gegen eine Diskriminierung der Roma, einem allgegenwärtigen formalen Bekenntnis zu Menschenrechten und Toleranz mit offener brutaler Verfolgung aus. Übergriffe und Pogrome sind kein Staatsgeheimnis. Sie sind der Bevölkerung vor Ort bekannt und werden von internationalen Menschenrechtsorganisationen auch dokumentiert. Diese für moderne Gesellschaften bezeichnende Diskrepanz zwischen demokratischen Ansprüchen und Erklärungen mit der Realität, der sture Unwille die Prinzipien von Recht und Freiheit auch effektiv zu verteidigen, erzeugt eine gedoppelte soziale Wirklichkeit: Good will und eifrige Menschenrechtsarbeit einerseits, die Fiktion einer engagierten und kritischen Gemeinschaft, jahrzehntelanges Elend, Pogrome und Misshandlung andererseits, die Wirklichkeit einer indifferenten Gesellschaft, welche unfähig ist, die mühsam errungenen zivilisatorischen Standards zu verteidigen."

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